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“I was happy at the time when the wall fell and to be at a conference in Berlin and to represent my university, where I then worked as a Ph.D. candidate. My university was the University of Stuttgart and I was in Berlin from 7th to 12th, November. On the evening of November 9th, we were invited to dinner, and since the conference came to an end late, we went to the hotel by minibus. While preparing for the conference dinner, I saw the message in ZDF and the celebrations in the German Parliament. I then went immediately to the place where the dinner was. I told my colleagues, from the conference, what had been shown on television, and a colleague said, ‘Well, what nonsense, something like that does not happen over here.’ Of course, I asked for directions to Friedrichstrasse and instructions on how to get there. Because much of the footage shown on television was about Friedrichstrasse and not about the Brandenburg Gate, and so that is where I wanted to go. A German colleague then told me ‘Marinos, you are a foreigner, you do not know your way here, if there is something going on here, and if it is true, what you just told us, then Friedrichstrasse is not the place, it’s Brandenburger Tor. Anyway, I’ll take you there.’ We then immediately went there when the People’s Police of the DDR begun firing water on some demonstrators that were on the wall. And once, they had stopped - because the first protesters who were there were hooligans - we climbed - we belonged to the first who went up there. We were on the wall at least four to five hours and we have seen the first moments, until even the first protesters from the Western side skipped over. Well, it was an experience, an unique experience in life and unforgettable. After that we went back to go to the hotel, from where we heard and saw many things, many East Germans from the road - Volks…I do not know now how the great avenue in Berlin is called Volksdum Damm, or something like that, and we met a few people, with whom we had a beer, and they told us about their experiences. I distinctly remember a young priest, a Protestant priest, with whom we spent the first hours, and around 5 o’clock in the morning, we went to bed for an hour or two. The next day we continued with the conference. And, it was normal, yet a conference, but somehow another conference this day - because everyone was so excited and happy about this event. The objects that I have here, are the proceedings of the conference, in which I took part - this is the list of all participants. A Special and unique object is the newspaper - a special print of the BZ, from the early hours of 10th November, where it was provided free of charge on the road. I took one and how you can see all participants of the conference signed as a memento. Especially, on the very first page in the first line a Greek quotation from a Greek professor who worked in Germany, says ‘With the hope that the wall in your home country may fall one day, too.’”
Ich besuchte 1988/89 zahlreiche Rock- und Blueskonzerte. Dort tauschte ich mich mit Freunden und Bekannten auch über oppositionelle Veranstaltungen wie Demonstrationen, Mahnwachen und ähnliches aus und verabredete mich zu Aktionen. Eines dieser Konzerte war das Sonderkonzert mit Billy Bragg, von dem ich zufällig erfuhr. Der britische Künstler trat in einem winzigen Kino auf - eine kleine Sensation. Während des Konzertes erzählte er folgende Anekdote: Er hatte geträumt, die Mauer sei gefallen. Auf dem Grünstreifen der früheren Grenze hoppelten weiße Kaninchen und grasten friedlich - damals unvorstellbar. Magazin „Das Rockblatt“, Nummer 10. Herausgegeben von der IG Rock Leipzig des Kulturbundes der DDR. Magazin „Das Rock Extrablatt“ zum 5. Leipziger Rockfestival vom 9. bis 11. Juni 1989. Herausgegeben von der IG Rock Leipzig des Kulturbundes der DDR. Journal zum „Parkfest“ vom 5. bis 19. August 1989, Parktheater und Junge Garde, Dresden. Herausgegeben von der FDJ-Stadtleitung Dresden. Signierte Eintrittskarte zum Konzert von Billy Bragg am 18. Februar 1989 im Jugendklubhaus „Jürgen Lange“, Knopstraße 1, Leipzig.
Ich bin am 2.11.1989 als Bausoldat nach Pasewalk eingezogen wurde und konnte erst 'illegalerweise' am 19.11.1989 über die Grenzübergangsstelle Bornholmer Straße zum ersten Mal nach Westberlin gehen. Als Kind hatte ich 300 m entfernt davon gewohnt und immer gedacht, dass ich nur als Rentner die Chance haben würde die Bornholmer Straße weiter nach Westen zu gehen. Die Gürtelschnalle habe ich als Andenken behalten.
Ich bin in Mahlow auf dem Gebiet der DDR aufgewachsen, aber im benachbarten Lichtenrade in Westberlin zur Schule gegangen. Ab 1952 war der Grenzübergang nicht mehr problemlos möglich und ich ging fortan in Mahlow zur Schule. Da sich unser Haus im Grenzgebiet befand, hätten wir es verlassen müssen. 1956 floh meine Familie nach Lichtenrade, dort sind wir zunächst bei Verwandten untergekommen. Fortan wohnte ich wieder im fast gleichen Abstand zur Grenze wie vor der Flucht, nur eben auf der Westseite. Am 28.12.1989 konnte ich mein Elternhaus zum ersten Mal nach über 20 Jahren wieder besuchen, inzwischen war ein Kindergarten darin untergebracht. Im März 1990 befand sich darin sogar ein Wahllokal für die ersten freien Wahlen der DDR. Mein alter Schulweg ging entlang der Mauer, in der sich im Januar 1990 bereits ein großes Loch befand, und ich habe täglich nachgesehen, wie es größer wurde. Am 19. Februar 1990 wurde die Mauer an dieser Stelle dann endgültig abgebaut. Im Frühjahr 1990 besuchten meine Eltern zum ersten Mal seit 1956 wieder ihr Haus in Mahlow.
Ich ging 1988/89 zu zahlreichen oppositionellen Veranstaltungen. In diesem Zusammenhang wurde ich von der Staatssicherheit erfasst, wie ich seit meiner Einsichtnahme in meine Stasi-Akte Ende der 1990er Jahre weiß. Besonders bemerkenswert ist ein Eintrag vom Juli 1989: In einem Brief wurde ich gebeten, eine Unterschriftensammlung als Solidaritätsaktion zum Straßenmusik-Festival zu unterstützen. Der Absender des Briefes war bereits im Zusammenhang mit dem operativen Vorgang „Pleiße“ bekannt. Die Stasi verweist darauf, dass mein Bruder und meine Mutter nacheinander als Bürgermeister unseres Wohnortes, also in einer exponierten staatstreuen Position, tätig waren. Damit tritt ein scheinbarer Widerspruch in unserer Familie zu Tage. In unserer Familie gab es aber gar keine Auseinandersetzungen! Auf das Anschreiben habe ich damals gar nicht reagiert. Andere Aktionen, bei denen ich aktiv wurde, sind wiederum nicht in meiner Stasi-Akte vermerkt.
Ich habe von 1986-89 in Leipzig Drucktechnik studiert. Während meiner Studienzeit habe ich mich wie viele andere im Oktober/November 1989 an den Montagsdemonstrationen beteiligt und begegnete dabei bewaffneten Soldaten der Kampfgruppe, die die Demonstrierenden in der Nähe der Nikolaikirche bedrohten. Im September 1989 erfuhr ich von Kollegen von den Treffen des „Neuen Forum“ und beteiligte mich dort an Gesprächen, in denen es u.a. um Texte ging, die zur Vervielfältigung einer Druckgenehmigung bedurften. Das Ziel des Neuen Forums waren vor allem mehr Demokratie und Freiheit und nicht die Wiedervereinigung. Das Foto zeigt meine Studiengruppe aus Leipzig, mit der wir uns am Tag des „Europeana“-Aktionstages am 17. Mai 2014 in Leipzig wiedergetroffen haben.
Ich komme aus Karl-Marx-Stadt und studierte in Leipzig Polygrafie (Druckerei). Man fühlte sich ohnmächtig, jedoch als junge Leute wollte man etwas verändern. Ich engagierte mich im Umweltschutz, ich klärte über Umweltverschmutzungen auf und gab Infos über Mülltrennung an die Leute. Dies wurde auch durchaus positiv aufgenommen, man verweigerte sich nicht vor Neuerungen, man schloss neue Ideen nicht aus. Am 7. Oktober 1989 war ich zwar nicht in Leipzig, sondern in Erfurt, jedoch gab es dort nichts, was ich an Demos mitbekommen habe. In den Medien stand natürlich auch nichts und wenn überhaupt, dann nur als kleine Randnotiz. Durch die Grenzöffnung der Ungarn kam alles ins Rollen. Die Ausreisezüge sah ich zwar nicht persönlich, jedoch durften meine Schwiegereltern im März 1989 ausreisen (dort kam die Erlaubnis). Am 5. November 1989 traf ich sie noch mal in Ungarn. Wir verlebten eine Woche Urlaub dort und hatten genug Zeit, uns zu verabschieden. Als der berühmte Versprecher von Schabowski kam, haben wir gerade renoviert und überlegten, was wir nun machen. Nach Westberlin oder nach Altenburg bei Reutlingen, wo unsere Familie nun lebte? Wir entschieden uns gegen Westberlin und fuhren nach Baden-Württemberg zu unserer Familie. Das war eine Überraschung! Denn sie hatten das zwar mitbekommen, hätten aber niemals gedacht, dass die Grenzen tatsächlich offen sind. Wir blieben übers Wochenende, sahen uns noch München an und fuhren dann zurück, denn mein Mann musste ja am Montag arbeiten. Das Foto zeigt meine Studiengruppe aus Leipzig, mit der wir uns am Tag des „Europeana“-Aktionstages am 17. Mai 2014 in Leipzig wiedergetroffen haben.
Ich komme aus Leipzig, 1989 war ich 24 Jahre alt. Nach meiner Lehre als Bautischler hatte ich eine Anstellung als Hilfskraft in der Restaurierung im Schloss Machern (bei Leipzig) gefunden. Schon früh entwickelte sich meine humanistisch-pazifistische Weltanschauung. So verweigerte ich im Rahmen der vormilitärischen Ausbildung (für junge Männer üblicher Bestandteil der Berufsausbildung) die Ausbildung an der Waffe. Dies führte im Anschluss an die Lehre dann dazu, dass ich mich als Bausoldat (waffenloser Wehrersatzdienst) mustern ließ. Als aktives Mitglied in der Arbeitsgruppe für Frieden und Menschenrechte reifte später in mir der Entschluss, den Wehrdienst total zu verweigern. Anfang 1989 kam der Einberufungsbefehl mit Bekanntgabe der Wehrdienstverweigerung gegenüber dem Wehrkreiskommando der Stadt Leipzig. Da dies einem Straftatbestand entsprach, fand ich rechtlichen Beistand durch Herrn Wolfgang Schnur. Unter Oppositionellen war Schnur als einziger Rechtsanwalt bekannt, der sich für Bürgerrechtler, Wehrdienstverweigerer etc. einsetzte. (Allerdings stellte sich drei bis vier Jahre nach der Wende heraus, dass Schnur Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi war.) Geistig-moralischen Beistand fand ich durch meine katholische Heimatgemeinde, in der ich aktiv war sowie über das katholische Bischofsordinariat. Zu einem Gerichtsverfahren inklusive einer theoretisch möglichen Verurteilung mit in der Regel zweijähriger Haftstraße in einem politischen Gefängnis kam es zum Glück nicht mehr, da zum einen die DDR-Strukturen kurze Zeit später nicht mehr funktionierten und, wie sich nach der Wende herausstellte, es seit geraumer Zeit zu keinen Strafverfahren mehr kam, die mit Freiheitsentzug endeten. Nach meinem frühen Coming-out war ich, neben meinem Engagement in der Bürgerbewegung, auch aktiv in der evangelischen Studentengemeinde Leipzig im Arbeitskreis Homosexualität tätig. Im Herbst 1989 lernte ich meinen langjährigen Partner in Leipzig kennen. Allgemein herrschte eine sehr energetische, euphorische Stimmung, in der man spürte, dass sich ein politischer Wechsel anbahnte. Ich persönlich hatte einen großen Elan bei der Umsetzung eines demokratischen Sozialismus. Ein vereintes Deutschland war für mich damals jenseits jeglicher Vorstellungskraft. Mein Elan ließ sofort nach, als der Wendeslogan „Wir sind das Volk“ in den Slogan „Wir sind ein Volk“ wechselte und der Einfluss der etablierten westdeutschen Parteien, insbesondere der der CDU, deutlich wurde. Der Traum eines vereinten Deutschlands war nicht Teil meiner Sozialisation. Nach 1989 hat sich wahnsinnig viel entwickelt, man konnte seine Lebensläufe anders gestalten. Ich absolvierte ab 1991 eine Ausbildung zum Baudenkmalpfleger in Westdeutschland. Nach der ersten gesamtdeutschen Wahl herrschte in mir eine große politische Enttäuschung und Desinteresse aufgrund des „haushohen“ Wahlsiegs für die CDU. Die Ziele einer demokratischen Gesellschaft sah ich durch diese Wahl nicht wirklich verwirklicht. 1991 bekam ich eine erneute Einberufung zum Wehrdienst - ohne Berücksichtigung meiner noch in der DDR artikulierten Haltung zum Militärdienst. Erneut musste ich meine pazifistische Weltanschauung verteidigen. Neben einer Beschwerde bei Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth führte vor allem ein Erlass des zuständigen Bundesministeriums - der regelte, dass Bausoldaten aus dem Beitrittsgebiet per se als Kriegsdienstverweigerer nach dem Kriegsdienstverweigerungsgesetz gelten - dazu, dass ich ohne jegliche weitere Anhörungen als Kriegsdienstverweigerer anerkannt wurde. Aufgrund meiner Ausbildung zum Baudenkmalpfleger musste ich den Wehrersatzdienst nicht mehr leisten.
Ich machte im Sommer 1989 meinen Abschluss an der Fachschule für Polygraphie am Gutenbergplatz in Leipzig. Am 9. November 1989 wollte ich an der Faschingsfeier der Schule teilnehmen und fuhr daher von Potsdam mit dem Zug nach Leipzig, um bei einer Freundin zu übernachten. Als ich dort vor der Tür stand, fragte die Freundin verwundert, ob ich keine Nachrichten gehört habe. Aber mir war die Faschingsfeier wichtiger, als in den Westen zu fahren, und ich feierte mit einigen wenigen Studienfreunden Fasching (viele waren doch in den Westen gefahren). Aus der Feier wurde ein spontaner Umzug mit selbstgebastelten Transparenten, auf denen u.a. „Wir sind das Volk“ stand. Anschließend fuhr ich wieder nach Potsdam und besuchte erst zwei Wochen später Westberlin, als sich die erste Aufregung gelegt hatte und es etwas ruhiger wurde. Das Foto zeigt meine Studiengruppe aus Leipzig, mit der wir uns am Tag des „Europeana“-Aktionstages am 17. Mai 2014 in Leipzig wiedergetroffen haben.
Ich stamme aus der ehemaligen BRD. Für das Projekt „Europeana 1989“ habe ich ein Flugblatt des Bündnis 90 zu den 1. freien Volkskammerwahlen mitgebracht, das ich im Frühjahr 1990 in Berlin auf der Straße erhalten habe und die „andere Potsdamer Zeitung“, die ebenfalls 1990 in Potsdam verteilt wurde. Ich interessierte mich aus mehreren Gründen für diese Dokumente: Im Sommer 1989 zeltete ich mit Freunden eine Nacht auf einem der beiden Zeltplätze in Sopron in Ungarn, von dem aus viele Bürger der DDR über Österreich die Grenze übertreten wollten. Ich sprach mit einem ostdeutschen Pärchen aus Karl-Marx-Stadt, die die Grenze überqueren wollten und sich deshalb bereits ihrer Pässe entledigt hatten. Sie hatten große Angst, dabei aufgegriffen zu werden. Nachts wurden leerstehende Zelte und Wohnwagen geplündert. Als Westdeutscher empfand ich die Situation als sehr bedrückend und unwirklich, da ich eine solche Beschränkung der „Bewegungsfreiheit“ nicht kannte. Am Morgen des nächsten Tages sah ich, dass auf einem LKW Ostdeutsche zurückgebracht wurden. Meine Freunde und ich fühlten uns hilflos und verließen schnell den Zeltplatz. Am Wochenende vom 10. bis 12. November 1989 war ich in Westberlin und erlebte die Grenzöffnung am Potsdamer Platz. Dabei verhielten sich die Grenzbeamten der DDR und die Westberliner Polizisten vollkommen hilflos, aber friedlich. Wochenendzeitung „die andere Potsdamer Zeitung“, 7. Ausgabe vom 9. März 1990. Herausgegeben vom Neuen Forum. Flugblatt des Bündnis 90 zur Volkskammerwahl 1990 am 18. März 1990 mit den Spitzenkandidaten für den Wahlkreis Potsdam.
Ich war 1989 mit 18 Jahren Mitglied im Friedens- und Umweltkreis St. Joseph Weißensee. Es gab Aufrufe von der “Koordinierungsgruppe Wahlen” um Evelyn Zupke und Mario Schatta vom März 1989, sich als unabhängige Wahlkontrolleure in Berlin-Weißensee bei der Kommunalwahl zu beteiligen. Daraufhin meldete ich mich freiwillig. Wir beteiligten uns an den sogenannten Wahlveranstaltungen mit den Kandidaten der Nationalen Front. So habe ich noch meine handschriftlichen Notizen der Veranstaltung am 9.3.1989 vom Wahlkreis 4 von Berlin-Weißensee. Es ging darum, Informationen über die Wahlen, Wahllokale und Kandidaten zusammen zu tragen. Am 7.5.1989 zur Kommunalwahl trafen sich alle unabhängigen Wahlbeobachter in der Stephanusstiftung in der Albertinenstraße, wir bekamen Überprüfungsformulare und wurden auf die einzelnen Wahllokale aufgeteilt. Ich wurde für das Wahllokal 043a in der Musikschule in der Falkenberger Straße eingeteilt. Nach Schließung der Wahllokale um 18 Uhr ging ich und andere Wahlbeobachter zur Auszählung, wobei es dort beinahe zu voll wurde um rein zu kommen, da eine große Gruppe von Personen in zivil aus der ersten Etage den Raum füllten. Es handelte sich wahrscheinlich um SED Mitglieder oder andere “bestellte” Personen. Die Auszählung verlief relativ reibungslos. In diesem Wahllokal gab es 397 abgegebene Stimmen, davon waren 26 Gegenstimmen und 8 Wahlzettel mit teilweisen Streichungen. Nach der Auszählung ging ich zur Stephanusstiftung zurück und habe die Bögen der Wahlauswertung abgegeben. Die wurden dort ausgewertet, zusammengerechnet und in den folgenden Tagen mit den veröffentlichten Ergebnissen verglichen. Weißensee war der Berliner Bezirk, in dem die Wahlbeobachter eine fast vollständige Abdeckung der Wahllokale erreichen konnten, in 66 von 67 Wahllokalen waren unabhängige Beobachter zugegen. Nach Zählung der unabhängigen Wahlbeobachter gab es 27.680 abgegebene Stimmen, davon waren 46 ungültig, es gab 25.410 “Ja” Stimmen und 2.224 Gegenstimmen. Im offiziellen Ergebnis des “Neuen Deutschland” gab es angeblich 43.042 abgegebene Stimmen, wovon 24 ungültig, 42.007 “Ja” Stimmen und 1.011 Gegenstimmen gewesen sein sollen. Am Abend des 7.11.1989 nahm ich das erste Mal an einer Wahlparty teil. Sie fand in der KVU (Kirche von unten) im Gemeindehaus der Elisabeth Kirche statt. Es war sehr voll und es gab ein großes Gelächter als Egon Krenz, mit seinem Pferdegrinsen, das Wahlergebnis im DDR Fernsehen bekannt gab. Es herrschte allerdings auch etwas Unsicherheit und Angst, da nicht klar war, ob sich nicht draußen Polizei oder Stasi sammeln würden. Es gab auch Gerüchte von Verhaftungen in Leipzig. Anbei ist meine Sammlung von Dokumenten zur unabhängigen Wahlkontrolle: 1. Samisdat: “Wahlfall 89. Eine Dokumentation. URNE, HIER RUHT DIE DEMOKRATIE.” 2. Aufrufe zum Besuch der Wahlveranstaltung inklusive Liste mit Wahlveranstaltungen 3. Notizen von der Wahlveranstaltung, Wahlkreis 4 Weißensee, 9.3.19894. Liste der in den Wahllokalen Berlins ausgezählten Stimmen zur Kommunalwahl 5. Liste des vorläufigen Ergebnis der Kommunalwahlen 1989 im Stadtbezirk Weißensee 6. Eingabe an Abgeordnete bezüglich der Wahlfälschung 7. Aufruf von Mario Schatta vom “Runden Tisch Weißensee” als Zeuge für die Untersuchung der Wahlfälschung beim Generalstaatsanwalt zur Verfügung zu stehen (Ende 1989) 8. Wahlgesetz der DDR vom 24.6.1976 (Gesetzblatt der DDR 1967, Teil 1, Nr. 22, S. 301-308) 9. Foto eines Wahlplakats “7. Mai Wahltag, Arbeite mit, plane mit, regiere mit”
Ich war Sopran Aushilfe im Leipziger Rundfunkchor. Aus diesem Grund habe ich zum Tag der Deutschen Einheit beim Staatsakt in der Philharmonie mit dem Rundfunkchor gesungen, denn der Rundfunkchor hatte die musikalische Ausgestaltung des Staatsaktes übernommen. Dafür wurde ein Notenheft erstellt mit dem Eingangschor der Bachkantate „Unser Mund sei voll Lachens“ und dem Chor „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“. Da bei dem Staatsakt auch die Deutsche Nationalhymne gesungen wurde, lag dem Notenheft ein Blatt mit dem Text der dritten Strophe „Einigkeit und Recht und Freiheit...“ bei. Dieser Tag war einer der schönsten in meinem Leben, weil meine Familie zuvor durch die Mauer getrennt war und darunter sehr gelitten hat. Überglücklich war ich, die DDR endlich hinter mir lassen zu können. An diesem Tag löste sich meine gesamte Anspannung der 40 Jahre des Lebens in der Diktatur. Ich weinte diesem Staat keine Träne nach. An diesem 3. Oktober lösten sich stattdessen Freudentränen, ausgelöst durch die Musik, die ich singen durfte. Besonders die Bach-Musik mit diesen Textpassagen lösten in mir ein unbeschreibliches Glücksgefühl aus. Für mich war es auch ein besonders großes Erlebnis, bei diesem Ereignis dabei sein zu können. Am Abend des Tages schlenderte ich mit Chorkollegen durch Berlin und habe das große Feuerwerk am Brandenburger Tor erlebt. Es stand auch Polizei dort und am liebsten hätte ich mit den Polizisten getanzt, vor denen ich bis zum entscheidenden 9. Oktober 1989 in Leipzig eher Angst hatte. So glücklich war ich an diesem Tag.
Ich war zur Wendezeit Bauberater in der Gebäudewirtschaft Leipzig KWV (kommunale Wohnungsverwaltung) im Lichtenbergweg 5. In der Gebäudewirtschaft wurden unter anderem Fahnen und Propagandamaterial für Aufmärsche aufbewahrt, beispielsweise zum 1. Mai oder 7. Oktober. Im Januar 1990 wurde dort eine Aufräumaktion gestartet. Ich weiß nicht mehr, ob die Leitung die Aktion startete oder ob es eine Initiative der Arbeiter war. Im Hof lagen nun Fahnen, Fahnenaufstecker, Plakate und anderes SED-Propagandamaterial. So nahm ich einen Fahnenaufstecker vom FDGB und einen von der SED mit. Heute benutze ich die Fahnenaufstecker manchmal, um meine Frau zu necken. Sie hat eine Zinnsammlung und ab und zu schmuggele ich die Fahnenaufstecker dazwischen. Wenn meine Frau merkt, dass sich die Fahnenaufstecker mal wieder verirrt haben, verschwinden diese ganz schnell. Die Drohung, sie wegzuschmeißen, hat sie allerdings bislang nicht wahr gemacht!
Ich wohne in der Nähe der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze und war mit dabei als bei Mettierzoll am 12. November 1989 morgens die Grenze durchbrochen und die alten Straße wieder eröffnett wurden. Endlich gab es wieder direkte Wege ins östliche Umland. Den Mauerfall am 9. November 1989 verbrachte ich Oldenburg und habe es abends in den Nachrichten erfahren. Es war sehr bewegend und als wir zurück nach Hause gefahren sind, standen auf allen Autobahnbrücken Menschen und winkten den Autos aus der DDR zu.
Im August 1989 trampte Frank Drauschke durch das Baltikum und erfuhr auch von der geplanten Menschenkette von Tallinn über Riga nach Vilnius. Da er zu diesem Zeitpunkt in Lettland war, fuhr er nach Riga und nahm am 23. August 1989 am Baltischen Weg im Zentrum von Riga teil. Seine Fotos zeigen die Menschenkette und die darauf folgende Demonstration am Freiheitsdenkmal in Riga. Später erfuhr er, dass seine erste freie Demonstration auch die größte friedliche Demonstration in der Geschichte gewesen war. Über 2 Millionen Menschen reichten sich am 23. August 1989 um 19 Uhr die Hand und bildeten eine Menschenkette auf einer Strecke von über 600 km durch alle drei baltischen Staaten, die damals noch Sowjetrepubliken waren. Das Signal für die Kette wurde über das Radio gegeben. Sie demonstrierten zum 50. Jahrestag des Hitler-Stalin Paktes für die Wiederherstellung der Unabhängigkeit von Estland, Lettland und Litauen.
Im Dezember 1989 besuchte der Bürgermeister von Mahlow gemeinsam mit dem Bezirksbürgermeister von Tempelhof den Weihnachtsmarkt in Lichtenrade. Der Tempelhofer Pohlezettel berichtete drüber.
Im Januar 1989 bekam Frau Carola Kuschel eine Reise nach Ungarn geschenkt. Ihr Freund war ebenfalls eingeladen, die Reise sollte im September stattfinden. Im Februar des Jahres besuchte Frau Kuschel die Silberhochzeit einer Tante in Westdeutschland. Nach diesem Besuch verfestigte sich der Wunsch aus der DDR auszusiedeln, da sie dort nicht die Freiheit leben konnte, die sie sich wünschte, und beispielsweise wegen Unangepasstheit kein Abitur machen durfte. In der Nacht vor ihrer Ungarn-Reise beschloss Frau Kuschel zusammen mit ihrem Freund in den Westen zu gehen. Sie informierte ihre Eltern über ihr Vorhaben, und diese bestärkten sie in ihrem Entschluss, auch wenn in dieser Nacht viele Tränen flossen. Frau Kuschel überschrieb noch ihrem Bruder den Trabbi, damit der Familie nicht das Auto weggenommen wurde. In Budapest angekommen fuhr das Pärchen mit einem Taxi in die Westdeutsche Botschaft, die jedoch geschlossen war, da es Samstag war. Der Taxifahrer bot an, sie zur Zuglietkirche zu bringen. Er wollte kein Geld für die Fahrt und lud noch weitere junge Ostdeutsche ein, mitzufahren. Frau Kuschel wurde schnell bewusst, dass vor dem Auffanglager der Zuglietkirche auch Stasibeamte warteten. Einer der Stasibeamten befragt auch sie auch gleich und lies erst von ihr ab, als ihr ein tätowiertet Mann zu Hilfe kam, von dem Frau Kuschel annahm, dass er in der DDR viel Zeit im Gefängnis verbracht hat. Drei Tage blieb das Paar im Lager, bis sie einen Platz in einem Reisebus nach Westdeutschland bekamen. Fünf Reisebusse fuhren in einer Kolonne, vorn und hinten von VW-Bussen begleitet. An Raststätten gab es Zwischenstopps, wo Verpflegungsbeutel und Kleidung (Tennissocken) ausgeteilt wurden. Sie fuhren ins Auffanglager nach Deggendorf, wo ein Begleiter sie mit den Worten verabschiedete: „Jetzt kann Honecker seine roten Rüben selber fressen“. Frau Kuschel hörte das mit gemischten Gefühlen, schließlich hatte sie ihre Eltern zurückgelassen. Nach zwei Tagen ging es weiter nach Ehingen in ein stillgelegtes Altersheim eines katholisches Trägers. Dort wurde Frau Kuschel wegen des Verdachts auf Stasi-Mitarbeit vom BND verhört, weil sie in der DDR in einem Jugendtouristenhotel gearbeitet hat. Die These des BND war, dass in der DDR nur Leute an Hotelrezeptionen haben, die Gäste aushorchen sollten. In Ehingen bekamen Frau Kuschel und ihr Freund ein Zugticket nach Heidenheim in der Schwäbischen Alp, wo sie Bekannte hatten. Dort lebten sie neun Monate in einem Gasthof, die Kosten für die Übernachtungen übernahm zum größten Teil die Stadt und so bezahlten sie für eine Übernachtung anstelle von 60 DM nur 12 DM. In Heidenheim meldete sich Frau Kuschel gleich beim Arbeitsamt und erhielt Arbeitslosengeld, das entsprechen ihrem gelernten Beruf als Elektrikerin berechnet wurde. Nach ein paar Tagen hatte sie jedoch bereits einen Arbeitsvertrag bei Bosch, so dass zwischen ihrem Job in der DDR und dem in der BRD nur drei Wochen vergangen waren. Bei Bosch montierte sie am Fließband Kühlschränke – 540 Stück täglich. Zwei Jahre später trennte sich Frau Kuschel von ihrem Freund und kehrte zurück nach Berlin bzw. Oranienburg. Objekte: - Reisepass - Stasivermerke - Kaufvertrag Trabbi - Arbeitsvertrag Bosch
In Berlin gab es 1989 den neu gegründeten 30er-Rat, ein Gremium der Erweiterten Oberschulen, die viele Demos und Proteste organisiert haben, u.a. der schulfreien Samstag, der kurz nach der Wende bereits durchgesetzt wurde. Am 4.10.1989 fand eine Demo vor dem Reichstag statt, organisiert vom 30er-Rat, aus Anlass einer Bundestagssitzung über die Wiedervereinigung. Während der Demonstration trat der damalige Bildungsminister Jürgen Möllemann aus dem Reichstag, um mit den Demonstranten zu sprechen. Er schlug vor, eine öffentliche Gesprächsrunde zu den Forderungen einzuberufen. Günter Paul Peters, der damals als einer der wenigen Personen einen Computer und Drucker hatte, sollte für diese Gesprächsrunde ein Blatt mit den Forderungen des 30er Rats zur Erhöhung von Stipendien gestalten. Er entwarf das Blatt auf einen Atari ST und druckte es auf einen neuen Nadeldruck aus. "Eigentlich wurde der Protest mit Freundlichkeit erstickt", schildert Günter Paul Peters. Die Diskussion mit Möllemann endete damit, dass dieser sich für Punkt 1 der Forderungen, die Erhöhung des Stipendiums auf 500 DM, nicht zuständig fühlte. Die Forderungen wurden nie durchgesetzt. Objekt: Zettel "Demonstrationsergebnis der Demo 4.1.90 vor dem Reichstag" vom 30er-Rat basisdemokratischer Vereinigung der Berliner EOS
In der Nähe des Wohnortes der Familie Grün in Münster war 1938/39 der Vater von Martina Z., Erich S., als Soldat in einem Munitionsdepot der Wehrmacht stationiert. Die Mutter von Jürgen Grün arbeitete dort in der Telefonzentrale und freundete sich mit Erich S. an. Erich S. kehrte nach dem Krieg in seine Heimat Nordhausen zurück, den Kontakt haben beide Familien aber stets aufrechterhalten. Nach dem Tod von Erich S. hat seine Tochter Martina den Kontakt weiter gepflegt und es entwickelte sich ein kontinuierlicher Briefwechsel. Martina Z. versiegelte die Briefe nach Westdeutschland, indem Sie ihre Initialen auf der Briefrückseite über die Klebelinien schrieb. Familie Grün wollte 1985/86 zum ersten Mal in die DDR einreisen, um ihre Freunde in Nordhausen zu besuchen. Dafür beantragte Martina Z. mit ihrem Mann Bernd ein Aufenthaltsvisum für 3 Tage. Die Grenze zu überschreiten, war für die Familie Grün ein bedrückendes Gefühl. Sie mussten aus ihrem Auto aussteigen, selbst Papierschnipsel aus dem Zigarettenfach wurden untersucht – eine einschüchternde Erfahrung, ein Gefühl von Angst. Besonders ungewohnt und negativ empfanden sie den Smog der Trabis und der Braunkohlewerke. Auf der Straße waren noch Mai-Fähnchen und DDR Banner zu sehen. Ihr „West-Auto“ fiel besonders auf, und die Kinder von Martina und Bernd, Marc und Gordon wollten unbedingt damit fahren. Familie Grün hatte Geschenke mitgebracht: Nylonstrümpfe, Bananen, Obst, Kleidung und Spielzeug sowie Granny-Smith-Äpfel, worüber die Familie Z ganz überrascht, da sie die Äpfel vorher nur im Westfernsehen in der Werbung gesehen haben und dachten, es gebe sie gar nicht. Es gab Läden (Exquisit, Intershops) mit Westwaren im Schaufenster, die man aber nur mit Westgeld erwerben konnte und das war für die meisten DDR-Bürger nicht möglich. Bernd Z. war Baggerführer und konnte wegen dieser Arbeit mit einem Sonderausweis auch in eine Sperrzone hinter der Grenze fahren, seine Frau Martina durfte dieses Gebiet nicht betreten. Außerdem hatte er sich für die Arbeit an der Gaspipeline in Sibirien verpflichtet, in erster Linie deshalb, um schneller einen Trabi zu bekommen. Bei der Ausreise der Familie Grün gab es dieselben schikanierenden Grenzkontrollen wie auch schon bei der Einreise. Zum zweiten Mal reiste Familie Grün, diesmal mit den beiden Töchtern Christiane und Julia, am 24.11.1989 in die DDR. Das Visum hatten Martina und Bernd noch vor dem Mauerfall beantragt und es der Familie Grün zugeschickt. Trotz Mauerfall mussten sie den Zwangsumtausch vornehmen und der Reisepass wurde ebenfalls noch abgestempelt. Herr und Frau Grün fragte ihre Freunde Martina und Bernd dann, ob sie nicht mit zu ihnen nach Hause kommen wollen, jetzt wo es möglich war. Sie haben spontan ja gesagt und sich sehr gefreut. Die Rückfahrt und der Aufenthalt im Westen war für alle ein großes emotionales Erlebnis. Martina und Bernd waren überwältigt von den vielen neuen Eindrücken, erkannten jedoch auch die Nachteile. Martina hatte sich durch den Mauerfall mehr Lebensqualität erhofft, doch durch die schwierige Arbeitssituation nach der Wende gab es auch finanzielle Schwierigkeiten. Enttäuscht war sie auch davon, dass viele der früheren Funktionäre wieder leitende Positionen übernommen haben. Der Kontakt zwischen beiden Familien existiert nach wie vor. Dokumente: - 7 Briefe von Martina Z. an Familie Grün (1985,86,88,89) - russische Postkarte von Bernd Z für Martina Z aus Sibirien - Reisepass von Jürgen Grün inkl. Zoll und Devisenerklärung und Zwangsumtausch-Schein 150,00 DM.
In Polen verkaufter Beschriftungsaufkleber zur deutschen Wiedervereinigung
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