Title:

DDR-Reisepass mit Visaeintragungen

Obligatory keywords (Europeana 1989) :

Demonstration ; Grenzöffnung

Geolocation (spatial coverage):

52.554711,13.397655 OpenStreetMap

Time scope (temporal coverage):

1989-11-4 ; 1989-11-10

Description:

Die Sekretärein Heidrun Meschkat aus Hohen-Neuendorf erinnert sich an ihre USA-Reise im Jahr 1987: "Im August 1987 wurde mein Antrag auf eine Besuchsreise zum Geburtstag meines Onkels nach München trotz vorhandener rechtlicher Grundlage abgelehnt. Bei Nachfrage im Ministerium des Innern in der Keibelstr. erklärte mir ein zuständiger Mitarbeiter, dies sei eine einmalige Bestrafung. Auf Nachfrage nach dem Grund wurde mir keine Auskunft erteilt. Meine Tante, die Schwester meines Vaters, hatte 1961 in die USA nach Milwaukee geheiratet. Sie war inzwischen auch über 70 Jahre alt und erfüllte damit die Bedingung für die Beantragung einer Besuchsreise. Gerade nach der Ablehnung der letzten Reise und aus Trotz entschied ich mich, zum Geburtstag meiner Tante am 18. Dezember 1987 einen Antrag auf Besuch zu stellen. Zuerst stellte ich einen Antrag in meiner Firma, einem Kombinatsbetrieb für Kraftwerksanlagenbau. Dort wurde meinem Antrag stattgeben. Danach wollte ich meinen Antrag der weiterbearbeitenden Stelle bei der Deutschen Volkspolizei übergeben. Inzwischen wurde mir bekannt, dass eine Erkrankung meinerseits in den USA offenbar eine Kostenübernahme durch meine Verwandten bedeuten würde. Um genauere Informationen zu eventuell vorhandenen Abkommen zu erhalten, besuchte ich die Amerikanische Botschaft in Berlin. Dies lief so ab: Vor der Botschaft stand ein Wachposten der DDR, den ich fragte, ob ich die Botschaft betreten dürfe. Er bejahte diese Frage, ich trat ein. Sofort kam ein Angestellter der Botschaft auf mich zu, den ich nach den rechtlichen Umständen für mich und meine Familie befragte. Er bestätigte mir, dass die mir bekannte Information falsch sei und ein Abkommen bestand, wonach ich im Falle einer Erkrankung die volle gesundheitliche Betreuung erhalten würde. Dieses Gespräch dauerte höchstens 10 Minuten, danach trat ich wieder vor die Tür, wo sich inzwischen ein höherer Offizier befand und den Posten befragte. Ich ging um die Ecke und betrat den Intershop im Hotel Maritim. Als ich den Shop verlassen wollte, wurde ich von drei Personen gestellt (zwei Uniformierte und ein Mann in Zivil). Ich sollte mich ausweisen, was ich zuerst verweigerte und den Grund dafür erfahren wollte. Es wurde mir kein Grund genannt, der Ausweis sei vorzuzeigen. Als ich meinen Ausweis vorholte, wurde er laut vorgelesen – an der Koppel des Uniformierten befand sich ein Mikrofon – die Wache war gegenüber in einer ehemaligen Gaststätte – und dort wurde mit Sicherheit alles aufgezeichnet. Als mir das alles zu albern wurde – der Polizist zog ein Heftchen hervor, in welchem Fotos von gesuchten Personen zu sehen waren - und er mir erklärte, dies sei eine Routineüberprüfung, nahm ich ihm meinen Personalausweis aus der Hand und ging einfach weg. Für mich war klar, diese Reise würde ich nach diesem Vorfall niemals antreten - so unwahrscheinlich es sowieso schon war, dass meiner Beantragung stattgegeben werden würde. Nach diesem Vorfall war ich sehr wütend und erregt und fühlte mich im Recht, so dass ich zwei Tage später zu meiner zuständigen Polizeidienststelle nach Oranienburg ging und um eine Unterredung mit dem Leiter bat. Dort erzählte ich wahrheitsgemäß, was mir zugestoßen war und wie ich darüber dachte. Ich wurde darüber aufgeklärt, dass ich die Botschaft nicht hätte betreten dürfen (es war die Zeit der Botschaftsflüchtlinge). Wo ich aber Auskunft zu meiner Frage bekommen könnte, wurde nicht beantwortet. Also verblieben wir so, dass ich abwarten sollte, ob es für meine Reise eine Entscheidung geben würde. In jedem Fall musste ich mich dann wieder dort melden. Am Termin wurde mir mein Reisepass mit dem entsprechenden Visum für die USA über drei Wochen ohne Kommentar ausgehändigt... (Fortsetzung siehe Word-Dokument!).

Type of object:

Ausweis

Format:

text/xml

Identifier:

BLN001

Language:

deutsch

License:

Creative Commons Namensnennung -Weitergabe unter gleichen Bedingungen (CC-BY-SA)

Rights holder:

Heidrung Meschkat

Digitisation:

Europeana 1989 - Berlin, 12-13.09.2014

Origin Country:

Germany

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